Tagungsankündigung: | Call for papers
Alma Maters Töchter im Exil – zur Vertreibung von Wissenschaftlerinnen
und Akademikerinnen in der NS-Zeit
20. Tagung der AG „Frauen im Exil“ in der Gesellschaft für Exilforschung e.V. in
Kooperation mit dem Methodenzentrum Sozialwissenschaften und dem
Pädagogischen Seminar der Georg-August-Universität Göttingen
29.-31. Oktober 2010
„In keinem anderen Land gibt es […] in der Geschichte intellektueller Frauen einen so tiefen Riß wie in Deutschland.“ Mit diesem verstörenden Bild
beschreibt Barbara Hahn in Frauen in den Kulturwissenschaften (1994) den
dramatischen Rückschlag durch die Vertreibung der Frauen aus der „scientific
community“ und aus den akademischen Berufen nach 1933. Nachdem Anfang des 20. Jahrhunderts die Zulassung zum Studium und schrittweise auch Dozenturen für Frauen gewährt worden waren, wurde diese gerade wenige Jahre junge Entwicklung 1933 an den Universitäten und in außeruniversitären
akademischen Professionen radikal abgeschnitten. Im Gesamtlehrkörper der
deutschen und österreichischen Universitäten wurden in der NS-Zeit ca. 30
aus „rassischen“ und politischen Gründen entlassen; bei den habilitierten
Hochschullehrerinnen waren es mehr als 50.
Bis in die 1990er Jahre war dieses Terrain in der Exilforschung ein weißes Feld. Inzwischen sind zahlreiche Lebensläufe von emigrierten Wissenschaftlerinnen und Akademikerinnen recherchiert und Disziplingeschichten unter
geschlechtsspezifischem Aspekt bearbeitet.
Die 20. Tagung der AG „Frauen im Exil“ 2010 an der Universität Göttingen will
diese Untersuchungen aufgreifen und vertiefen. Dabei sollen die folgenden
Aspekte Berücksichtigung finden:
- Die Vorgeschichten der Emigrantinnen in der Weimarer Republik für ihre
Wissenschafts- und Berufskarrieren
- Fragen nach spezifischen Ansätzen in den jeweiligen Disziplinen, die mit den
Frauen aus dem deutschsprachigen wissenschaftlichen Diskurs verschwanden
- Fragen nach beruflichem Auf- bzw. Abstieg durch die Vertreibung unter
Berücksichtigung der Wissenschaftskultur in den Aufnahmeländern
- Die Problematik der Remigration in beiden deutschen Teilstaaten
- Die Folgen der Vertreibung für die Universitätslandschaft in Nachkriegsdeutschland im Allgemeinen und für die Disziplinen im Einzelnen, nicht zuletzt für die Studierenden, und für die berufliche Emanzipation von Frauen überhaupt
- Geschlechtsspezifische Aspekte bzw. Repräsentanz von Wissenschaftlerinnen in der Exilforschung, in biographischen Handbüchern und Disziplingeschichten
Vortragsangebote mit Exposé bitte bis zum 1. September 2009 an:
Prof. Dr. Inge Hansen-Schaberg
hansen.schaberg@t-online.de
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