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HBO Datenbank - Tagung

Tagungsthema: CfP: Frauenbildung und Emanzipation in der Habsburger Monarchie. Der südslawische Raum und seine Wechselwirkung zu Wien, Prag und Budapest
Durchführende Institution: Institut für Wissenschaft und Kunst, Dokumentationsstelle Frauenforschung, AG biografiA
Tagungsbeginn: 13. 06. 2014
Tagungsende: 14. 06. 2014
Tagungsort: Wien
Anprechpartner: Korotin, Ilse; Tutavac, Vesela
E-mail des Anprechpartners: ilse.korotin@univie.ac.at
Tagungsankündigung:

Die Anfänge der Frauenemanzipation und Frauenbildung im Kulturraum der südslawischen Länder der ehemaligen Habsburger Monarchie müssen im Zusammenhang mit der politisch-kulturellen Bewegung des Illyrismus betrachtet werden. Während politische Spannungen und Konflikte eine Konstante der Beziehungen zu Budapest im 19.Jht waren, entwickelten sich Prag, Wien und Graz zu wichtigen Wirkungsstätten der intellektuellen Elite. So schloss sich die erste kroatische Feministin Dragojla Jarnević in Graz der illyrischen Bewegung an. Die tschechische Autorin Božena Němcová wird ins Kroatische übersetzt, ihre Erzählungen und Artikel werden in der kroatischen Presse an prominenter Stelle veröffentlicht. In der zweiten Hälfte des 19. Jhts gewinnt Prag durch seine entschlossene Frauenbewegung und ihre Ausstrahlung in den Süd-Osten der Monarchie immer mehr an Bedeutung. Dieser Einfluss wird verstärkt durch die engagierte kulturelle Tätigkeit der aus Böhmen stammenden LehrerInnen sowohl in Kroatien als auch in Bosnien und Herzegowina.

n der letzten Dekade des ausgehenden 19. Jhts bietet die Moderne eine breite Front zur Austragung von Konflikten politischer und gesellschaftsspezifischer Art. Zunehmend stehen auch geschlechtsspezifische Fragen im Zentrum des öffentlichen Dialogs. Die Frauenbewegung in Kroatien stützt sich in ihren Bestrebungen auf die Lehrerinnen-Vereine und die pädagogische Arbeit am staatlichen Mädchenlyzeum geleitet von Maria Jambrišak, an dem engagierte Lehrerinnen, wie Camilla Lucerna und Jagoda Truhelka, unterrichten und wo einige zukünftige Frauenrechtlerinnen ausgebildet werden. Marija Jurić Zagorka, bedeutende Kämpferin für Frauenrechte, Romanautorin und Journalistin, als Korrespondentin in Wien und Budapest tätig, engagiert sich politisch auch als Redakteurin und organisiert in Zagreb die erste Protestkundgebung der Frauen. Die slowenische Feministin und Autorin Zofka Kveder lebt und schreibt in Triest, Prag und Zagreb. Es entstehen erste Zeitschriften für Frauen, bzw. werden der Frauenfrage wöchentliche Beilagen in führenden Zeitschriften gewidmet. Dabei spielt die deutschsprachige Presse eine wichtige Rolle.

Besondere Aufmerksamkeit gilt in der Zeit von der Jahrhundertwende bis in die Zwischenkriegszeit einem von Mehrsprachigkeit gekennzeichneten Kulturraum der bürgerlich-jüdischen Enklave in Osijek (Slawonien), der im Rahmen der Tagung behandelt und untersucht wird. Von engen Lebensräumen in einer patriarchalischen Gesellschaft, die keine Kreativität für Frauen - sei es im Privatleben, sei es zur Bildung oder dem Wissenserwerb zuließ - berichtet poetisch Wilma von Vukelich in ihren Memoiren.

Der für diese Tagung ausgewählte historische Rahmen begrenzt sich auf das letzte Jahrhundert des Bestehens der Monarchie, erstreckt sich jedoch bis in die Zwischenkriegszeit. Nach Jahrhunderten der gemeinsamen Geschichte war das Erbe und der Einfluss Österreichs - besonders jedoch die deutsche Sprache - in den Ländern der ehemaligen Monarchie noch sehr lebendig.

Die OrganisatorInnen hoffen durch zahlreiche Beiträge die Wege weiblicher Emanzipation als Wechselwirkung und Kulturtransfer innerhalb der Länder der Monarchie erhellen zu können. Das Entstehen des feministischen Bewusstseins erfolgte in einem von unterschiedlichen Kulturen und Sprachen gekennzeichneten Raum, was von den Autorinnen keinesfalls als hinderlich wahrgenommen wurde. Vielmehr unterstützten Frauenrechtlerinnen und Autorinnen einander, korrespondierten und verfassten Artikel zur Verteidigung ihrer Freundinnen und Kommilitoninnen. Sprachliche Barrieren gab es kaum: bis zum Vorabend des Zweiten Weltkrieges galt Deutsch noch immer als „Universalsprache“ innerhalb der ehemaligen Habsburger Monarchie.

Mit besonderer Aufmerksamkeit werden Biographien, Wirkungsstätten und Wege jener Frauen erforscht, die Pionierarbeit im Kampf für die Gleichberechtigung der Frau: politische, kulturelle und gesellschaftliche, über die Sprach- und Nationalgrenzen hinaus, geleistet haben.

Die Tagung knüpft an das bestehende Projekt biografia. datenbank und lexikon österreichischer frauen (www.biografia.at) an, indem es einen frauenbiografisch bislang wenig erforschten Bereich thematisiert und weitergehende Kooperationen anstrebt. Die biografischen Daten und Forschungsergebnisse werden im Rahmen der Tagung präsentiert und fließen in die Datenbank ein.

Eine Publikation der Beiträge ist in der Reihe „biografiA. Neue Ergebnisse der Frauenbiografieforschung“ (Praesens Verlag, Wien) geplant.

Für jede/n ReferentIn sind insgesamt 30 Minuten vorgesehen, wobei die Länge des Vortrags 20 Minuten nicht überschreiten sollte. Eine Kurzvita und ein Exposé Ihres Vortragsvorhabens bitten wir bis zum 15. September 2013 an beide Koordinatorinnen Dr. Ilse Korotin ilse.korotin@univie.ac.at und Dr. Vesela Tutavac vesela.tutavac@univie.ac.at zu senden.

Wir sind bemüht, Reise- und Aufenthaltskosten zu übernehmen, können derzeit aber noch keine definitive Zusage machen.

Schlagwörter: Bildungsgeschichte; Tagung; Frauenbildung; Frauememanzipation; Habsburger Monarchie
Erfassungsdatum: 10. 05. 2013
Korrekturdatum: 10. 05. 2013