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HBO Datenbank - Projekt

Projektleiter, Anprechpartner: Kuhnhenne, Michaela
Name des Projektes: Arbeiterinnenbildung in der Nachkriegszeit (1945 - 1955)
Vorauss. Abschluss: 2000
Anschrift, Institut: Universität Bremen, Zentrum für feministische Studien, Postfach 33 04 40, 28334 Bremen
Darstellung des Forschungsvorhabens:

Das Thema Arbeiterinnenbildung in der Nachkriegszeit berührt den Schnittpunkt der Wiederherstellung und Modernisierung von Klassen- und Geschlechterverhältnissen nach dem Zweiten Weltkrieg. Sowohl in Bezug auf das Klassen- als auch auf das Geschlechterverhältnis kann weder von einer bloßen Wiederherstellung der Verhältnisse in der Weimarer Republik noch von einer "Stunde Null" - einem völligen Neuanfang ausgegangen werden. Während in der unmittelbaren Nachkriegszeit Raum für Ideen zu einer politischen, wirtschaftlichen und sozialen Neuordnung war, dominierten spätestens seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland die restaurativen Tendenzen und eine Familienideologie, welche die Reetablierung der tradierten Geschlechterrollen forcierte.
Ausgehend von den Bildungschancen und Möglichkeiten für Frauen aus der ArbeiterInnenklasse stellt das Projekt die Frage nach der Konstruktion und Rekonstruktion von Klassen- und Geschlechterverhältnissen in der Nachkriegszeit am Beispiel der Region Bremen. Dabei sollen insbesondere das in den Bildungsprogrammen von Organisationen der ArbeiterInnenbewegung vermittelte Frauenbild und die mit der (Selbst-)organisation von ArbeiterInnen einhergehenden Bildungsprozesse analysiert werden. 
Im Mittelpunkt steht hierbei das Spannungsverhältnis zwischen dem Verständnis "emanzipatorischer" Arbeiterbildung seitens der Organisationen der ArbeiterInnenbewegung und den Bildungsinteressen von Arbeiterinnen.
Die ArbeiterInnenbewegung bzw. die aus ihr hervorgegangen Organisationen vetraten in der Nachkriegszeit ein doppeltes Frauenbild: Einerseits übernahmen sie das bürgerliche Weiblichkeitsideal, das den eigentlichen Lebenssinn und -zweck der Frau in ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter sah. Andererseits verfochten sie das sozialistische Prinzip der Gleichheit und Gleichberechtigung, wobei "männliche" Eigenschaften, Strukturen und Lebensbereiche das Maß der Gleichheit waren. Dieses zwischen Betonung einer weiblichen Differenz und Betonung einer "männlich" normierten Gleichheit schwankende Frauenbild wirkte sich in mehrfacher Hinsicht auf die Bildungsarbeit dieser Organisationen, ihre bildungspolitischen Vorstellungen und die Interessenvertretung von Frauen aus. Es ist davon auszugehen, daß das Konzept der "emanzipatorischen" Arbeiterbildung, nicht mit dem einer emanzipatorischen Arbeiterinnenbildung identisch ist, da letztere sowohl die Befreiung aus den Grenzen der Klasse als auch aus denen des Geschlechts beinhaltet und damit unter Umständen konträr zu den Interessen der Arbeiter steht.
Die Bildungsprozesse von Frauen aus der ArbeiterInnenklasse sollen in den Teilbereichen: Schulbildung, Berufs(aus)bildung und berufliche Weiterbildung sowohl aus der Perspektive der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, ihrer Institutionen und Organisationen als auch aus der Sicht einzelner Arbeiterinnengruppen sowie ausgewählter Protagonistinnen erforscht werden. Die Fragestellung soll unter drei Gesichtspunkten bearbeitet werden:
· der zeitlichen Eingrenzung auf die Dekade 1945-1955
· der räumlichen Eingrenzung auf die Region Bremen
· der Berücksichtigung generationsspezifischer Unterschiede und Differenzierungen
Besondere Aufmerksamkeit soll auf die Bildungsangebote der aus der ArbeiterInnenbewegung hervorgegangenen Organisationen und die (Selbst-)organisation von Frauen der ArbeiterInnenklasse gerichtet werden. Hierbei sind neben Gewerkschaften, KPD und SPD insbesondere die Arbeiterwohlfahrt und die Konsumgenossenschaften von Bedeutung, denen bereits in der Weimarer Republik das primäre Engagement der proletarischen Frauenbewegung galt.

benutzte Materialien:

zeitgenössische Periodika, Bildungsprogramme, Tagungsberichte, Geschäftsberichte, Protokolle von Bildungseinrichtungen, Frauen- und ArbeiterInnenorganisationen aus dem Bremer Pressearchiv, dem Staatsarchiv Bremen, dem Archiv der VHS Bremen, dem Archiv der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn, dem Archiv der deutschen Frauenbewegung in Kassel, dem Zentralarchiv des DGB in Düsseldorf

 

Status:

Dissertation

 

Erfassungsdatum: 14. 06. 1999
Korrekturdatum: 02. 04. 2004