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HBO Datenbank - Projekt

Projektleiter, Anprechpartner: Loeffelmeier, Rüdiger
Name des Projektes: Das pädagogische Klima in den Franckeschen Stiftungen in Reaktion auf die politischen Umbrüche im Zeitraum 1918 - 1946
Vorauss. Abschluss: 2001
Darstellung des Forschungsvorhabens:

 1695 gründete August Hermann FRANCKE, einer der wichtigsten Vertreter und führenden Köpfe des Pietismus, in Halle an der Saale mit Hilfe von Geldschenkun-gen ein Waisenhaus zur Unterrichtung und Versorgung von Waisenkindern. Diesem bescheidenen Anfang folgten bauliche Aktivitäten und Schulgründungen, finanziert durch Geld- und Sachspenden wohlhabender Bürger und Adliger, so dass bald auch Kinder des Bürgertums die Schulen besuchten. Unterstützt durch die schon vom Gründer gepflegte Nähe zum preußischen Hof und die anhaltende Spendenbereit-schaft entwickelte sich bis zum Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ein Komplex aus Schulen (Gymnasium, Oberrealschule, Höhere Mädchenschule, Mittelschulen für Mädchen und Jungen) und aus als Schülerheime bezeichneten Internaten (Waisenan-stalt für Jungen und Mädchen, Pensionsanstalt, Pädagogium), der als Bildungs- und Erziehungsinstitution einen weit über Halle hinausgehenden Ruf erwarb.
Ausgehend von einem Abriss der Geschichte der Franckeschen Stiftungen von der Gründung bis zum Ende des Ersten Weltkrieges soll untersucht werden, welche Auswirkungen die politischen Umbrüche zur Weimarer Republik und zur national-sozialistischen Diktatur, der 1946 die Aufhebung der Rechtspersönlichkeit der Stif-tungen folgte, auf diese traditionelle Bildungs- und Erziehungsinstitution hatten:
Wie reagierten die schulischen und pädagogischen Einrichtungen der Franck-eschen Stiftungen und die am Stiftungsalltag beteiligten Menschen auf den Übergang vom Kaiserreich zur Weimarer Republik und dem nur wenig später folgenden Wech-sel zum nationalsozialistischen Staat? Wie wirkten sich diese Umbrüche und ihre Folgen auf das Verhalten und die Mentalität von Lehrer/inne/n und Schüler/inne/n, den Schulalltag sowie die pädagogische Arbeit in Schulen und Heimen aus? Inwie-fern veränderten sich schulische und pädagogische Traditionen? Was wurde aus dem christlich-protestantischen Charakter der Stiftungen und seinem Einfluss auf das dor-tige Leben und Arbeiten?
Mit Hilfe der im Schularchiv der Franckeschen Stiftungen zahlreich vorhandenen einschlägigen Quellen (Jahresberichte, Konferenzprotokolle, Reifeprüfungsakten, Statistiken, Fotos), die durch Materialien anderer Archive ergänzt werden, und durch die nicht unproblematische Analyse biografischer Zeugnisse ehemaliger Leh-rer/innen und Schüler/innen (Erinnerungen, Memoiren, Oral History) soll nach Ant-worten auf diese Fragen gesucht werden. Die so ermöglichte Analyse unterschiedli-cher Bereiche der Schulen (Unterricht, Schulleben, Schulfeiern, Schülervereine, Ei-genaktivitäten der Schüler/innen, Schulsport) sowie der Internate (Lebensbedingun-gen, Erziehungsmethoden, Gleichaltrigenerziehung, Freizeitgestaltung) lässt ein aus-drucksstarkes Bild des pädagogischen Klimas in den Franckeschen Stiftungen wäh-rend einer Zeit radikaler politischer Umbrüche entstehen. 
Somit verfolgt die Arbeit das Ziel, einen über die bloße Historiographie der Schul-stadt in Halle hinausgehenden Beitrag zur historischen Bildungsforschung zu leisten, der sich nicht zuletzt dem Verhältnis von Schule, Gesellschaft und Politik in zwei völlig gegensätzlichen politischen Systemen zuwendet.

benutzte Materialien:

 - Archiv der Franckeschen Stiftungen, Evangelisches Zentralarchiv Berlin, Landesarchiv Magdeburg, Stadtarchiv Halle; 
- Francke-Blätter (Publikation der Arbeitsgruppe "Ehemalige Lehrer und Schüler
der Franckeschen Stiftungen);
- Erinnerungen und Memoiren;
- eigene Interviews mit ehemaligen Schülerinnen und Schülern.

Status:

 Dissertation an der FU Berlin, betreut von Prof. Dr. Harald SCHOLTZ, gefördert mit einem Promotionsstipendium der Hans-Böckler-Stiftung
 
 

Erfassungsdatum: 03. 12. 2001
Korrekturdatum: 02. 04. 2004