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HBO Datenbank - Projekt

Projektleiter, Anprechpartner: Franz, Ullrich
Name des Projektes: Wie ist Erziehung möglich?
Vorauss. Abschluss: 05/1995
Darstellung des Forschungsvorhabens:   

Ausgangspunkt meiner Ueberlegungen ist die Annahme, dass das Denken eine grundlegende Eigenschaft des Menschen ist und daher auch auf die Erziehung einwirkt. Die Untersuchung soll nun diesen vorausgesetzten Zusammenhang von Denken und Erziehung analysieren. Dabei mache ich mir die Beobachtung zunutze, dass das allgemeine Denken von Epoche zu Epoche und von Kultur zu Kultur unterschiedlich komplex strukturiert ist. Um nun diese nur vorlaeufige Beobachtung in einen systematischen Zusammenhang zu bringen, benutze ich die bisher am meisten empirisch ueberpruefte Theorie der Denkentwicklung, naemlich PIAGETS psychogenetischen Strukturalismus, und setze diese systematisch in Bezug mit der elaboriertesten Theorie der Staatsentwicklung von Jonathan FRIEDMANN und mit den kulturhistorisch vergleichenden Studien Max WEBERS. Dadurch komme ich zu dem Ergebnis, dass das Denken, bzw. die Denkformen im Sinne PIAGETS, unmittelbar von der Komplexitaet einer Vergesellschaftungsform abhaengt und taetsaechlich ein funktionaler, direkter Zusammenhangzwischen Denk- und Vergesellschaftungsform historisch rekonstruierbar ist. UEberraschend ist jedoch, dass das moralische Denken als Grundlage erzieherischen Denkens nicht synchron sich mit der Denkformenentwicklung veraendert, sondern sich um eine Denkstufe verzoegert entwickelt hat.  

Moralisches und erzieherisches Denken als Bestandteil von ersterem definiere ich ueber die Analyse der "Reziprozitaet" eigener Beduerfnisse in Bezug zu den Beduerfnissen von Anderen. Erziehung unterscheidet sich von Moral durch die zusaetzliche Beachtung und Analyse der kindlichen Faehigkeiten.  

Die Analyse der Reziprozitaet oder Balance zwischen eigenen und kindlichen Beduerfnissen im Verhaeltnis zu den unterstellten Faehigkeiten eines Kindes aendert sich im Laufe der Kulturgeschichte nicht nur vom Grad der Komplexitaet, sondern auch vom Erziehungsstil her. Denn je mehr man in die Kultur- und Sozialgeschichte zurueckgeht, desto autoritaerer wird der allgemeine Erziehungsstil, wie Lloyd DEMAUSE, Elisabeth BADINTER u.a. rekonstruieren konnten. Der liberale Erziehungsstil dagegen entsteht wegen der kognitiv bedingten Zunahme der Introspektionsfaehigkeit, so dass den Kindern heute um so weniger an Faehigkeiten attestiert wird, was mit einer entsprechend groesseren Beachtung der kindlichen Beduerfnisse einhergeht.  

benutzte Materialien:   

u.a. Kulturhistorische Studien Max WEBERS  

Status: (Dissertation, Habilitationsschrift, andere Publikationsformen)  

Dissertation  

Erfassungsdatum: 09. 12. 1998
Korrekturdatum: 02. 04. 2004