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HBO Datenbank - Bericht

Autor: Hofmeister, Andrea
Titel: Elementarbildung und Berufs(aus)bildung in und außerhalb der Schule 1450-1750. 10. Tagung des AVE
Erscheinungsjahr: 2005
zusätzl. Angaben zum Autor: Max-Planck-Institut für Geschichte
Text des Beitrages: Tagungsbericht über die 10. Tagung des AVE
„Elementarbildung und Berufs(aus)bildung in und außerhalb der Schule 1450-1750“

10.-12. November 2004, Universität Bielefeld, Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZIF).


Die Geschichte der gelehrten Bildung des „Abendlandes“ hat sich seitens der Historischen Pädagogik von jeher intensiver Aufmerksamkeit erfreut. Zum einen lag dies sicher in der engen Affinität des persönlichen Berufsfelds der Forschenden zu ihrem Untersuchungsgegenstand, zum anderen auch in einer günstigen Quellenlage, haben doch die Institutionen der „höheren“ Bildung wie die Absolventen dieser Institutionen selbst oft für eine umfassende Dokumentation ihrer Bildungsleistungen Sorge getragen. Dagegen stand die „zweite Traditionslinie“ im „Lehrplan“ des Abendlandes, nämlich die Geschichte der Elementarbildung und der damit verbundenen Berufsausbildung in der Frühen Neuzeit, lange Zeit im Schatten dieser Forschungen, nicht zuletzt, weil die Quellenlage einzig den Zugang über wenige normative bzw. institutionelle Dokumente zuzulassen schien.
Auch die Annahme, dass die unter dem Begriff der „Elementarbildung“ verstandenen Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen sowie die alles dominierende religiöse Erziehung erst im 19. Jahrhundert regelrecht institutionalisiert worden seien, wurde durch eine Quellenrezeption suggeriert, die sich auf die utilitaristische Schulgesetzgebung und die kritischen, aufklärerisch-philantropischen Erziehungsschriften des 18. Jahrhunderts stützte. Schließlich übertrug die traditionelle Erziehungswissenschaft mit ihrer Unterscheidung zwischen einer „Kultur der Schriftlichkeit“ als „gelehrter“ Kultur und einer Kultur der handwerklichen Berufsausbildung als „praktischer Wissensaneignung“ die Perspektiven eines modernen, differenzierten Bildungssystems auf Bildungsformen der Frühen Neuzeit, denen eine solche Betrachtungsweise kaum gerecht werden kann.

Diese Forschungsparadigmen gründlich ins Wanken gebracht zu haben, ist ein Verdienst von Alwin Hanschmidt (Vechta) und Hans-Ulrich Musolff (Bielefeld), die Fachleute der „niederen“ Bildung aus verschiedenen Disziplinen auf der 10. AVE-Tagung im Bielefelder ZiF zusammenführten. In seiner Begrüßung umriß Alwin Hanschmidt (Vechta) die defizitäre Forschungslage, die schon chronologisch als „Tal“ zwischen den Forschungsschwerpunkten „Reformationszeit“ und „Aufklärung“ klaffe und zugleich ein soziales Stratum von etwa 90% der städtischen und ländlichen Bevölkerung dieser Zeit betreffe, über deren Wissenserwerb nur wenig bekannt sei. Hier sei die Frage nach den jeweiligen Alltagsanforderungen an das Bildungsniveau und die wirtschaftlichen Zusammenhänge, die das „Anlernen“ bedingten, ebenso zu berücksichtigen wie regionale und lokale Voraussetzungen, die sich aus der territorialen und konfessionellen Vielfalt des Deutschen Reichs, aus den unterschiedlichen Konfessionalisierungsparadigmen sowie den wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen ergäben.

In seinem einleitenden Referat, das „Elementarbildung und Berufs(aus)bildung aus historischer Sicht“ beschrieb, präzisierte Hanschmidt diesen Forschungsrahmen. Ausgehend von der Schulgesetzgebung des 18. Jahrhunderts, entfaltete er die Vorgeschichte dieser Gesetzgebung und ihre zentrale Absicht der christlichen Unterweisung, das „duale System“ der spätmittelalterlichen Schullandschaft mit kirchlichen Lateinschulen und städtischen „Teutschen Schulen“, das den Bedarf nach „Bildungswissen“ wie nach „Handlungswissen“ abdecken sollte und im Zuge der Reformation in einen „gemischten“ Schultyp mündete. Flächendeckende Unterrichtung im Katechismus sowie in Grundzügen des Lesens und Schreibens blieben die Aufgaben dieser Schulform unter landesherrlicher Kirchenaufsicht bis ins 18. Jahrhundert hinein, flankiert von einer Fülle privater Winkelschulen. Ob die Schullandschaft eher von konfessionellen Unterschieden oder konfessioneller Konkurrenz geprägt sei, war eine auch in der späteren Diskussion aufgenommene Frage. Sehr viel weniger standardisiert, mithin auch weniger gut erforschbar, zeige sich dagegen die Sphäre der Berufsausbildung. Gegenüber der „arkanen“ Werkstatt des Handwerkers und des Prinzips der Lehre durch Nachahmung erforderten freilich kaufmännische Tätigkeiten eher formalisierte Wissensinhalte und in gewissem Maße auch die Rezeption von Fachliteratur.

Die Reihe der Fallstudien leitete Margret Wensky (Bonn) mit einem nicht nur in der Frauen- und Geschlechtergeschichte prominenten Sujet ein, als sie über die „Elementarbildung und Berufsausbildung von weiblichen Handwerkslehrlingen in Köln im 15. Jahrhundert“ sprach. Als eine der bevölkerungsstärksten Städte des Heiligen Römischen Reichs bot diese Metropole des Exportgewerbes mit ihrer hochentwickelten arbeitsteiligen Stadtwirtschaft Frauen in zahlreichen Sparten des Textilgewerbes und der Produktion von Luxus- und Fernhandelsgütern (Seidenweberei, Goldspinnerei) qualifizierte Arbeitsplätze und reguläre Lehrverhältnisse im Rahmen eigener Frauenzünfte. Die gute Ausbildung der Töchter, die auch Kompetenzen in den drei Elementarfähigkeiten umfasste, stellte eine wesentliche Mitgift dar. Für den Niedergang der Frauenzünfte wie der weiblichen Lehrlingsausbildung im Köln des 16. Jahrhunderts machte die Referentin „soziale Verkrustungen, verpasste Innovationen und Konjunkturschwankungen“ im Exportgewerbe verantwortlich. Innerhalb des Reiches blieb Köln – auch hinsichtlich der zeitweiligen zunftmäßigen Einbindung von Frauen ins Handwerk – ein Sonderfall.

Um männliche Handwerkstätigkeit ging es denn auch im Referat von Kurt Wesoly (Bonn) zur „Elementarbildung und Berufsausbildung von Handwerkslehrlingen vorwiegend am Mittel- und Oberrhein im 16. und in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts“. Während die Quellenlage Informationen über formale Zunftanforderungen, auch über Lehrzeiten und –kosten ermöglicht, liefert sie hingegegen kaum präzise Aufschlüsse über Lehr- und Prüfungsinhalte, zumal standardisierte Handwerksordnungen in der frühen Zeit fehlen. Grundkenntnisse im Lesen und Schreiben verlangten explizit erst einzelne Handwerksordnungen des 18. Jahrhunderts; zünftische Quellen bezeugen hingegen auch für frühere Zeiten ihren Angehörigen Schriftkenntnisse. Dass in den Städten daher eine umfassende Beschulung aller Kinder stattgefunden haben müsse, wurde in der folgenden Diskussion allerdings bezweifelt.

Einen konkreten Zusammenhang zwischen elementarer Bildung und Berufsanforderungen konnte dagegen Reiner Praß (Paris/Erfurt) in seinen Untersuchungen zu „Ausbildung und Schriftkenntnisse(n) bei Thüringer Bauhandwerkern 1600-1750“ belegen. Auf eine in Thüringen seit dem 17. Jahrhundert etablierte Praxis, die vom Bauhandwerk vor allem bei kirchlichen und öffentlichen Aufträgen Kostenvoranschläge, Verträge und Abrechnungen forderte, reagierten die lokalen Handwerksordnungen des 18. Jahrhunderts, die beim Aufdingen bzw. beim Lossprechen der Lehrlinge Lese- und Schreibkenntnisse verlangten. Für die Relevanz des Zeichenunterrichts gab es ebenfalls schulische Belege, gehörte doch seit dem Ausgang des 16. Jahrhunderts die Anfertigung von Rissen zum Kanon der Meisterprüfungen bei Bauhandwerkern und Zimmerleuten. Goethes Wertschätzung des Thüringer Bauhandwerks finde so, laut Prass, eine Ursache im Bildungsniveau seiner Vertreter.

Die Quellen des poetischen Wissens einer anderen handwerklichen Klientel recherchierte Marcel Lepper (Berlin) in seinem Vortrag „Wo die Meistersinger das Lesen lernten. Elementarbildung in Nürnberg um 1500“. Am intellektuell wie infrastrukturell privilegierten Bildungsstandort Nürnberg schlug der quasi zünftig organisierte Meistersang eine Brücke zur oberschichtigen Bildung. Zahlreiche Lateinschulen wie Schreib- und Rechenschulen beförderten u.a. eine Diffusion humanistischen Bildungsguts ins Handwerkermilieu. Für das Zusammenwirken schreibschulischer Alphabetisierung, handwerklicher Ausbildung und autodidaktischer Praxis im Meistersang legt der Lebenslauf Hans Sachsens ein eindrucksvolles Zeugnis ab. Wie repräsentativ diese individuelle Biographie allerdings sein kann, blieb eine offene Frage.

Die zweite Sektion der Tagung konzentrierte sich auf Bildung und Ausbildung im Kaufleutemilieu:
Hans-Ulrich Musolff (Bielefeld) prüfte in seinem Referat „Zur Ausbildungsfunktion des Soester Gymnasiums für nichtakademische Berufe im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert“ die in der Rezeption aufklärerischer Kritik begründete These Karl-Ernst Jeismanns, das Soester Gymnasium habe dem zeitgenössischen Bildungsbedarf nicht entsprochen. Anhand des Schülerverzeichnisses des Rektors Harhoff (1685-1708) ließen sich die Curricula von ca. 800 Schülern auswerten. Bei einer ausgewogenen Zusammensetzung des Handwerker- und Kaufleutenachwuchses in den unteren Klassen besuchten Handwerkersöhne zumeist nur diese, während in der Mittel- und Oberstufe eher zukünftige Kaufleute und Akademiker zu finden waren. Obwohl Mathematikunterricht nicht im Stundenplan des Rektors vorgesehen war, wurde er nachweislich erteilt. Mit einer angesichts der stagnierenden Soester Stadtwirtschaft relativ hohen Anzahl von 50 Schülern pro Jahrgang habe das Gymnasium sehr wohl Ausbildungsrelevanz für die städtische Gesellschaft wie für das Soester Umland gehabt. Nachfragen aus dem Auditorium richteten sich - wie gemeinhin bei seriellen Quellenauswertungen – auf die Repräsentativität des Samples und die Angemessenheit der Berufsvariablen. Auf frühneuzeitliche Verhältnisse kaum übertragbar dürfte die Kritik sein, dass individuelle elterliche Wünsche die schulische Ausbildung eher beeinflußt hätten als die vorgegebenen Karrieremuster der ständischen Gesellschaft, an denen sich Variablenvergabe und Auswertung zu Recht orientiert hatten.

Einen durch seine Informationsfülle beeindruckenden Überblick über die Bedingungsfaktoren der „Berufsbildung deutscher Kaufleute im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit“ gab Hanns-Peter Bruchhäuser (Magdeburg). Die Eigenart der kaufmännischen Sozialsphäre und die Erfordernisse insbesondere nach der „Seßhaftwerdung“ des Berufsstandes intensivierten die Schriftlichkeit des Geschäftsbetriebs und veränderten die städtische Schullandschaft im Spätmittelalter durch Gründung der „Teutschen Schulen“. Nicht unwidersprochen blieben seine Thesen, die „Klerikalisierung“ infolge der Reformation hätten die öffentlichen Schulen ihrer berufsvorbereitenden Funktion beraubt und die Territorialisierung des Handels im Merkantilismus habe zum Niedergang des Berufsstandes beigetragen.

In der dritten Sektion standen „Soldaten und Lehrer“ im Mittelpunkt der Beiträge:
Bettina Blessing (Regensburg) referierte über „Konzepte der Elementarbildung und die Lebenswelt der Lehrer deutscher Schulen. Das Regensburger Beispiel von der Reformation bis 1750“. Der multikonfessionelle Sitz des Reichstags hielt ein breites Angebot an öffentlichen und privaten Schulen vor, bei deren Besuch Konfessionsgrenzen nicht die vorherrschende Rolle spielten. Gegenüber den gut belegten Inhalten des Elementarunterrichts sind standardisierte Anforderungen an die Lehrerausbildung und die jeweiligen Einkünfte allerdings kaum nachweisbar. Den zunehmenden Ausschluß von Frauen aus dem Regensburger Lehrpersonal werteten die DiskutantInnen als lutherisches Spezifikum, da sowohl das katholische wie das hugenottische Schulwesen in großer Anzahl Lehrerinnen beschäftigt habe.

„Von der Pike auf – Bildung und Ausbildung von Soldaten und Offizieren 1650-1750“ überschrieb Daniel Hohrath (Esslingen) seinen Vortrag. Mit der Bildung stehender Heere und ihrer „Verobrigkeitlichung“ habe die Frage nach der soldatischen Ausbildung vor allem für Sondergruppen (Artillerie) an Bedeutung gewonnen. Vorherrschendes Prinzip blieb das „learning by doing“, wobei Lese- und Schreibkenntnisse beförderungsrelevant waren. Ritterakademien und Kadettenkorps vermittelten vorwiegend adlige Standesbildung; erst seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts entwickelte die junge Militärwissenschaft das aufgeklärte Leitbild des „gebildeten Offiziers“.

Solche militärisch „gebildeten“ Offiziere wiederum investierten ihre Kenntnisse und pädagogischen Absichten häufig in die Gründung von Regimentsschulen, doch verfolgte die „Bildung von Soldatenkindern im 18. Jahrhundert“ mit der Absicht von Sozialdisziplinierung und Selbstrekrutierung des Militärstands gleiche Ziele auf sehr unterschiedlichen Wegen, wie Jutta Nowosadtko (Essen) anhand des Kursächsischen Militärerziehungsinstituts in Dresden, sowie der Potsdamer und der Münsterschen Garnisonsschulen nachweisen konnte.

Die vierte Sektion der Tagung wimete sich der Bildung von Mädchen und Frauen anhand dreier Fallstudien aus unterschiedlichen Konfessionen. Mit dem beeindruckenden Projekt einer Datenbank über die Franckeschen Schulen in Halle stellte Juliane Jacobi (Potsdam) das pietistische Mädchenerziehungskonzept vor. Im Rahmen der „Elementar- und Berufsbildung der Mädchen im Halleschen Waisenhaus“ erhielt diese – zahlenmäßig den Jungen unterlegene - Gruppe die gleiche Elementarerziehung und eine „berufliche“ Ausbildung für innerhäusliche Tätigkeiten im Rahmen der frühneuzeitlichen Geschlechterrollen.

Während über die Hallischen Erzieherinnen nur wenig bekannt ist, standen ihre katholischen Berufskolleginnen im Mittelpunkt eines Referats zu „Semireligiosentum und Mächenbildung. Schulehaltende Devotessen im frühneuzeitlichen Köln“ von Andreas Rutz (Bonn). Auf Initiative der religiösen katholischen Frauengemeinschaften entwickelte sich ein erstaunlich dichtes Netz von Mädchenschulen in- und außerhalb Kölns bis in die kleinsten Ortschaften hinein, die von der Mobilität und Flexibilität der Semireligiosen profitierten. Da Katechese, Glaubens- und Sittenlehren die Schwerpunkte des Unterrichts bildeten – obwohl Lesen und Schreiben auch auf den Lehrplänen stand – scheint es kaum verwunderlich, dass zwischen der Schuldichte und dem Grad weiblicher Alphabetisierung kaum ein Zusammenhang hergestellt werden kann, obwohl dies in anderen konfessionellen Kontexten durchaus möglich sein kann.

Dies zeigte der folgende Beitrag von Franziska Heusch (München), die über die „Elementare Mädchen- und Jungenerziehung bei den Berliner Hugenotten in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts“ sprach. Das differenzierte und straff kontrollierte hugenottische Schulwesen resultierte mit seinen vergleichsweise anspruchsvollen Lehrplänen aus den hohen Anforderungen der gemeindlichen Selbstverwaltung an Schriftlichkeit. Bis zur Aufhebung der Koedukation nach der Mitte des 18. Jahrhunderts räumte es dem Lehrunterricht Priorität vor dem Arbeitsunterricht ein. Erst danach erhielt die Arbeitsunterweisung in der Mädchenerziehung eine tragende Rolle, die auch durch die (außerhalb der Hugenottengemeinde umstrittene) Vermittlung von Mädchen in Lehren beim hugenottischen Textilgewerbe motiviert war. Zweifellos verdankten sich Exklusivität und Qualität der hugenottischen Bildungsanstalten den Bemühungen einer konfessionellen Minderheit um die Wahrung ihrer Identität.

Die fünfte und letzte Sektion war der Elementarbildung auf dem Lande gewidmet. Über die „Elementarbildung in bäuerlichen Familien in der Pfalz und in Rheinhessen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts“ informierte Frank Konersmann (Bielefeld). Am Beispiel bäuerlicher Schreibe- und Rechnungsbücher mennonitischer und reformierte Bauernfamilien wies er die Wirkungsmacht vieler in der Alphabetisierungsforschung eingeführter Indikatoren nach, die zur Verbreitung elementarer Kulturtechniken auf dem Lande beigetragen haben: Charakteristika der Konfessionalisierung und Schuldichte, Verschriftlichungs- und Verrechtlichungsprozesse, Besitzverhältnisse und Marktanbindung konnten als positive Einflußfaktoren exemplarisch aufgezeigt werden.

Hingegen verengte Mareike Menne (Paderborn) ihre im übrigen sehr informativen Ausführungen über die „Untertanenpflicht im Hochstift Paderborn – Beginn und Erfolg der Schulpflicht im 17. Jahrhundert“ auf eine unnötig schmale Deutung, indem sie die schulpolitischen Reformen des Paderborner Fürstbischofs auf die Strategie eines um seine „Fama“ bemühten barocken Landesfürsten reduzierte.

Obwohl die Schlussdiskussion einige Desiderate aufzählte – wie den Verzicht auf die Darstellung der jüdischen Elementarbildung, das Fehlen eines internationalen Vergleichs und ein grundsätzliches Manko aussagekräftiger „früher“ Quellen - fiel die Bilanz der Tagung äußerst positiv aus. Dass die frühneuzeitliche Grundbildung Kompetenzen in Mathematik und Fremdsprachen mit umfasste, war nur eines der bisher nicht bekannten Ergebnisse. Neue Anstöße erhielt die Frauen- und Geschlechtergeschichte, die unter anderem noch ausführlicher darüber diskutieren muss, ob Handarbeiten bzw. „weibliche Fertigkeiten“ zur berufsvorbereitenden Bildung der Frauen in der Frühen Neuzeit gehörten oder nicht. Weitere Aufmerksamkeit verdienen die Vermittlungsorte von Bildung im allgemeinen, wie auch die Details handwerklich-zünftiger Ausbildung, die noch viel zu wenig erforscht sind.

Dass die Tagungsbeiträge, wie geplant, möglichst bald publiziert und einem breiteren Fachpublikum zur Verfügung gestellt werden, ist sehr zu wünschen.

Kontakt: PD Dr. Hans-Ulrich Musolff, Universität Bielefeld, Fakultät für Pädagogik, Postfach 100131, 33501 Bielefeld, Tel.: 0521/106 3320, Fax: 0521/106 6028, E-Mail: hans-ulrich.musolff@uni-bielefeld.de

Dr. Andrea Hofmeister
c/o Max-Planck-Institut für Geschichte
Hermann-Föge-Weg 11
37073 Göttingen

Erfassungsdatum: 12. 01. 2005
Korrekturdatum: 12. 01. 2005