Projektleiter, Anprechpartner: | Wiegmann, Ulrich; Mietzner, Ulrike; Koerrenz, Ralf; Fuchs, Eckhardt |
Name des Projektes: | CfA – Jahrbuch für Historische Bildungsforschung 22 (2016) |
Vorauss. Abschluss: | 06/2015 |
Anschrift, Institut: | Georg-Eckert-Institut - Leibniz-Institut für Internationale Schulbuchforschung
E-Mail: fuchs@gei.de |
Darstellung des Forschungsvorhabens: | 1. Schwerpunkt: Erinnerungsräume – Geschichte des Umgangs mit Erinnerung Erinnerungskultur bildet seit den 1990er Jahren ein interdisziplinäres Forschungsfeld, das inzwischen sehr ausdifferenziert ist, aber – ganz allgemein gesprochen – „alle denkbaren Formen der bewussten Erinnerung an historische Ereignisse, Persönlichkeiten und Prozesse“ als seinen Gegenstand definiert (Cornelißen 2012:1). Die interessantesten Arbeiten sind dabei dort entstanden, wo die Überlappungszonen und die Interaktionsmodi zwischen den Formen des individuellen, kommunikativen und kulturellen Gedächtnisses in den Blick genommen werden. Für Untersuchungen des Erinnerungsinventars ganzer Gesellschaften hat sich das Konzept der Erinnerungsorte als besonders fruchtbar erwiesen. Gefragt wird mit dieser Metapher nach den in materiellen und immateriellen Objekten verkörperten Symbolen, die in national verfassten Gesellschaften als erinnerungswürdig und als identitätsstiftend betrachtet werden. Diese Forschungen reflektieren ein wachsendes Interesse der Öffentlichkeit und Politik an Geschichte: Die Besucherzahlen in historischen Ausstellungen stiegen vehement, zwei nationale Geschichtsmuseen – das Haus der Geschichte in Bonn und das Deutsche Historische Museum in Berlin – wurden eröffnet sowie das weit über Berlin hinausgreifende Jüdische Museum Berlin mit neuem Konzept und einem Ausstellungsbau ausgestattet, der selbst ein Denkort geworden ist. Um das Denkmal für die ermordeten Juden wurde zunächst jahrelang mit Gewinn debattiert, in der Folge entstanden weitere Denkmale, zudem hat sich der Begriff des Gegendenkmals gebildet. Die Generation der um 1990 Geborenen jedoch weiß über die großen Zeiträume der Geschichte nicht viel – sei es weltgeschichtlich, bezogen auf Europa oder Deutschland (Forschungsverbund 2012). Eine Schülerschaft, die aus allen Regionen der Welt inzwischen auch in Deutschland lebt, hat selbstverständlich keine gemeinsame Erinnerungskultur. Dies drückt sich in der Pluralität von Erinnerungen und Erinnerungskulturen aus und bündelt sich in Erinnerungsorten (Nora 1984-92), namentlich in „geteilten Erinnerungsgsorten“ oder shared sites of memory, wie sie jüngst in den Blick nicht nur der deutschen Forschung gerückt sind (François/Schulze 2001, Assmann 2006). Museen und Gedenkstätten gehen inzwischen auf diese Befunde ein (Gesser et al. 2012). Die Beschäftigung mit den Themen Gedächtnis, Erinnerungsort und Erinnerungsraum ist bisher weitgehend außerhalb der Historischen Bildungsforschung verlaufen (jüngst jedoch Baader/Freytag 2015). Wenn sich eine erziehungswissenschaftliche Subdisziplin mit Erinnerung beschäftigt, lässt sich dies zum einen mit der zunehmend ambivalenten Rolle von Geschichte in Bezug auf Erziehung und Bildung begründen, wie sich dies deutlich in den Debatten innerhalb der Geschichtsdidaktik widerspiegelt, und zum anderen mit der Auseinandersetzung um Vermittlungsformen in einer zunehmend heterogenen Gesellschaft. Wenn man Erinnern als konstitutive Dimension pädagogischen Denkens und Handelns versteht, hat dies Konsequenzen für auch für die historische Bildungsforschung. Über die Frage danach, welche Bedeutung die Historische Bildungsforschung über die Grundlagenforschung hinaus hat, wird immer wieder vehement gestritten – jüngst etwa in der Paedagogica Historica (u.a. Vol 48(2012), der Zeitschrift für Pädagogik (1(2014): Zukünfte), dem IJHE (International Journal for the History of education) in Heft 2 (2013) oder auch der JEMMS (Journal of Educational Media, Memory, and Society Volume 4, Issue 2 (2012). Daran anschließend und mit erweiterter Perspektive fragt der Themenschwerpunkt des Jahrbuches danach, welchen Beitrag die Historische Bildungsforschung sowohl aus historischer als auch aus aktueller Perspektive zu diesen wissenschaftlichen, gesellschaftlichen und bildungspolitischen Debatten leisten kann. Er bietet daher einerseits die Möglichkeit, über den eigenen Beitrag der Historischen Bildungsforschung zur Gedächtnisbildung historisch wie aktuell Auskunft zu geben und andererseits die Diskussion transdisziplinär zu reflektieren. Erwünscht sind Beiträge u.a. zu folgenden Themen:
Bitte senden Sie Ihr Exposé per E-Mail an: Prof. Dr. Eckhardt Fuchs, Georg-Eckert-Institut - Leibniz-Institut für Internationale Schulbuchforschung, E-Mail:fuchs@gei.de und Prof. Dr. Ulrike Mietzner, Technische Universität Dortmund, E-Mail:ulrike.mietzner@tu-dortmund.de 2. Schwerpunkt: Protestantische Bildungsimpulse Den historischen Zusammenhang von Protestantismus und der Entwicklung von Erziehung und Bildung kann man bekanntlich auf verschiedenen Ebenen analysieren. Gefragt wird traditionell auf der einen Ebene nach spezifischen Ausprägungen von Erziehung und Bildung, Schule und Gemeindepädagogik im Kontext protestantischer Gemeinden bzw. Regionen. Angefangen von der Wertschätzung individuellen Lernens aufgrund der Denkfigur, dass die Einzelnen – inspiriert durch Predigt und Bibellektüre – unmittelbar vor Gott stehen, bis hin zu organisatorischen Konsequenzen beispielsweise mit Blick das Schulwesen reicht das Spektrum. Auf einer anderen Ebene wird – mit einem spekulativem Überschuss – in ideen- oder strukturanalytischer Perspektive nach Spuren gesucht, die protestantisches Denken und Handeln in der allgemeinen Verständigung über Erziehung und Bildung hinterlassen hat. Dabei kann der Fokus auf einen Aspekt wie „Vollendung“ (Oelkers), auf den Zusammenhang von protestantischer Pädagogik und dem „Geist“ des Kapitalismus (Lenhart), auf die Herausbildung sozial-diakonischer Unterstützungsmodelle oder auch auf die These von „Bildung“ als protestantischem Modell gerichtet werden. Bei alledem ist immer zu berücksichtigen, dass es sich beim „Protestantismus“ um keine einheitliche Größe handelt. Dies betrifft sowohl die Ursprünge im Spannungsverhältnis von lutherischen, reformierten oder anglikanischen Traditionen als auch spätere Basisunterscheidungen zwischen Orthodoxie und konträren Modellen der Orthopraxie (Pietismus, Aufklärung). Das Jahrbuch für Historische Bildungsforschung widmet sich mit Blick auf das Reformationsjubiläum 2017 in einem zweiten Schwerpunkt „protestantischen Bildungsimpulsen“. Dabei geht es um die Rekonstruktion historischer Konstellationen, die eine mittel- und langfristige Wirkung entfaltet haben und auf spezifisch „protestantische“ Impulse zurückgeführt werden können. Solche Impulse können sich auf inhaltliche Motive z. B. der Bestimmung von Erziehung und Bildung, die Formierung von Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung oder die Ausgestaltung von Lehrplänen beziehen. Alternativ könnten aber auch Handlungsformen oder Organisationsmodelle von Bildung und Erziehung in gesellschaftlichen Wandlungsprozessen in wirkungsrelevanten Beispielen untersucht werden. Bitte senden Sie Ihr Exposé per E-Mail an: Prof. Dr. Dr. Ralf Koerrenz, Friedrich-Schiller-Universität Jena, E-Mail:ralf.koerrenz@uni-jena.de Abgabe des Exposés: bis zum 06. September 2015
2. Abhandlungen Auch für den Teil Abhandlungen sind die Kollegen/innen aufgefordert, Beiträge einzureichen. Dabei sind alle historischen Themenfelder erwünscht. Beiträge, die die Phase vor dem 18. Jahrhundert betreffen, sind besonders willkommen. 3. Quelle Möglichst in jedem Jahr wird eine markante Quelle publiziert und in ihrem Kontext interpretiert. Auch Einreichungen hierfür sind sehr willkommen. Senden Sie Ihre Abhandlung bzw. Ihren Quellenvorschlag per E-Mail an: Prof. Dr. Ulrich Wiegmann, Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung, E-Mail:u.wiegmann@imail.de Literatur
|
Schlagwörter: | Bildungsgeschichte; Publikation; Historische Bildungsforschung |
Eingetragen von: | barkowski@dipf.de |
Erfassungsdatum: | 09. 06. 2015 |
Korrekturdatum: | 09. 06. 2015 |