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Der Professur Historische
Pädagogik (Geschichte der Pädagogik, Geschichte des Erziehungs-
und Bildungswesens - Hanno SCHMITT) und der ihr angeschlossenen Forschungsstelle
für Berlin-Brandenburgische Bildungsgeschichte (Frank TOSCH) ist es
zum dritten Male gelungen, eine Ausstellung in das Gebäude der Humanwissenschaftlichen
Fakultät der Universität Potsdam zu holen. Nach der Ausstellung
des Hamburger Schulmuseums im Mai 1998 über die Lichtwarkschule, einer
Reformschule im höheren Schulwesen v.a. der Weimarer Republik sowie
der Ausstellung "Respektspersonen - Wandlungen autoritären Verhaltens
in Elternhaus und Schule" im Januar 2000 (Gemeinschaftsprojekt der Bibliothek
für Bildungsgeschichtliche Forschung Berlin und der Staatsbibliothek
zu Berlin) wurde in der Zeit vom 14. November bis 7. Dezember 2000 nunmehr
eine Ausstellung der Bremer Schulgeschichtlichen Sammlung "Aufbruch und
Gleichschaltung - Lebendige Reformpädagogik an den Bremer Versuchsschulen
und ihr Ende 1933" mit überaus positivem Echo präsentiert.
Die Ausstellung zeigt Bilddokumente
und Objekte aus den drei Arbeits- und Lebensgemeinschaftsschulen, die 1920
und 1921 in der Hansestadt Bremen gegründet wurden. Über die
reformpädagogische Praxis der Weimarer Zeit hinaus wird auch auf die
Zeit des Nationalsozialismus eingegangen. Sieben kleine Kapitel der Ausstellung
geben einen Einblick in die inhaltliche und methodische Vielfalt und die
soziale Lebendigkeit, die sich während der Jahre der Weimarer Republik
in den Schulgebäuden und den Landheimen der Versuchsschulen entfaltet
haben. Zwei Kapitel vermitteln Veränderungen, denen die Schüler
und Lehrer der drei Bremer Schulen in den Jahren nach 1933 und in den KLV-Lagern
des Zweiten Weltkriegs ausgesetzt wurden. Durch diese Gegenüberstellung
wird sichtbar, wie Elemente der sozialen Erziehung und der Unterrichtsmethodik,
die in den Versuchsschulen entwickelt worden waren, für die nationalsozialistischen
Erziehungszwecke genutzt wurden. Die Konfrontation macht auch deutlich,
dass nach 1933 die demokratischen Grundintentionen der Bremer Reformpädagogen
bis zur Unkenntlichkeit entstellt wurden.
Die Ausstellung wurde 1999
in der Schulgeschichtlichen Sammlung Bremen erarbeitet. Die Originale der
vorrangig in Reproduktion gezeigten Bilddokumente und Objekte befinden
sich teils in der Sammlung Hermann STÖCKER, teils im Fotoarchiv und
im Fundus der Schulgeschichtlichen Sammlung.
Mit guter Resonanz (ca.
45 Gäste) konnte die Ausstellung am 14. November 2000 eröffnet
werden. In seiner Begrüßung unterstrich Frank TOSCH (Uni Potsdam),
dass zum dritten Male der Versuch unternommen wird, über das Medium
Ausstellung den pädagogischen Diskurs auf relevante Fragestellungen
und Problemfelder einer Humanwissenschaftlichen Fakultät u.a. mit
ihrem Profilschwerpunkt Lehrerbildung zu initiieren und ein Stück
weit befördern zu helfen. Ulla M. NITSCH (Schulgeschichtliche Sammlung
Bremen) skizzierte in ihrem Eröffnungsbeitrag ein lebendiges Bild
zur Versuchsschulpädagogik im Bremen der Weimarer Republik. Im Anschluss
wurden die Teilnehmer von Ursula CARR (Schulgeschichtliche Sammlung Bremen)
mit interessanten historischen Details und Kontextualisierungen zu einzelnen
musealen Objekten durch die Ausstellung geführt.
Auch mit dieser Exposition
bestätigte sich die Erfahrung, dass erziehungswissenschaftliche Lehrveranstaltungen
von den medialen Wirkungen einer Ausstellung wirkungsvoll unterstützt
werden können. Wiederum wurde erreicht, dass kritische Anfragen und
Hintergrundinformationen in direkter Kommunikation mit Besuchern am jeweiligen
Ausstellungsobjekt selbst herausgefordert wurden und dass auf diese Weise
ein Nachdenken über historische und aktuelle Schulreformprozesse angeregt
wird.
Das zur Ausstellung erschienene
Begleitheft kann bei der Schulgeschichtlichen Sammlung Bremen (Auf der
Hohwisch 61-63 in 28207 Bremen) zum Preis von 10,- DM erworben werden.
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