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HBO Datenbank - Bericht

Autor: Gehlen, Gabriele
Titel: WissensWege. Von der Lehrerbücherei zur Forschungsbibliothek
Erscheinungsjahr: 2002
Text des Beitrages:
 

Wie oben notiert erreichte die der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung Nahestehenden und treu Verbundenen die herzliche Einladung am 18. Mai 2001 mit zu feiern und bei einer Tagung zu ihrer 125jährigen Geschichte, dem Start von ‚Pic-tura Paedagogica Online` und der Ausstellungseröffnung mit Dokumenten aus den vielfältigen Lebensstationen der zweitgrößten pädagogischen Spezialbibliothek in Europa dabei zu sein. 
Der Tagungsraum im jetztigen Stammgebäude in der Warschauer Str. 34-38 (Ber-lin-Friedrichshain) war von Gästen in froher Stimmung gefüllt. Sie hatten recht damit, dass umfangreiche Programm nicht zu fürchten, sondern sich wieder auf eine besondere Leistung einzustellen und zu freuen.
Ein besonderer und lieber Ehrengast war Frau Margarete ACHTERMEIER, die als Siebzehnjährige von 1939 bis 1941 mit Katalogisierungsarbeiten in der Lehrerbücherei betraut war.
Seit 1997 war durch eine Arbeitsgruppe an der angemessenen Präsentation der Verdienste um die Bibliothek von ihren Anfängen bis zur Neugründung als Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung im Jahr 1992 gearbeitet worden. Ihre Er-gebnisse vereinigten neun Referenten und Referentinnen zu einem historischen Längsschnitt, der keine Langeweile aufkommen ließ.
Zunächst aber galt es am Anfang der Tagung, sich der gegenseitigen Beziehungen zu vergewissern. So wie jedes große Familienfest die Feiernden veranlasst, sich zu fragen, wie man denn mit einander verwandt sei, hatten auch bei unserem Fest schon im Vorfeld Überlegungen stattgefunden, wie man die Verwandtschaftsbeziehungen in Grußworten transparent machen könnte. Herr Prof. Dr. Lutz ECKENSBERGER, Di-rektor des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung, nannte die BBF die liebe Tochter, die zwar keine natürliche sei und sein könne, da sie zweiundeinhalbmal so alt sei wie die Mutter, aber doch eine kulturelle. Da, wie jedem zeit-weise schmerzhaft aus seiner eigenen Sozialisation bekannt, Verwandtschaftsbeziehungen auch drückend sein können, bestimmte er das Verhältnis zwischen Tochter und Mutter als "Balance zwischen Bindung und Autonomie". Das Bindungsbedürf-nis bei Ressourcen sei eher hoch, hingegen sei es bei Autonomiebestrebungen, bei der Profilbildung eher gering. Kurz, es scheint sich um den Idealfall einer familiären Bindung und Beziehung zu handeln.

Professor Dr. Ingrid GOGOLIN, Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft, sprach von "innigen Freundschaftsbeziehungen" zwischen einer "kleineren und älteren Freundin", die man mit Respekt grüße. Sie hatte daran gedacht, dass zu einem Geburtstag ein Geschenk gehört und Christian RITZI, dem Leiter der BBF, für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen prächtigen schokoladenen Maikäfer überreicht, der nachdrücklich den Tagungsverlauf lang daran erinnerte, dass man zu einer Geburtstagsfeier zusammen gekommen war.
Professor Dr. Uwe SANDFUCHS, Vorsitzender der Sektion Historische Bildungsforschung in der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft, erinnerte an moderne Lebensproblematiken bei der Partnersuche, mancher habe Pech lebenslang, andere hätten unverdient Glück, wie die Sektion mit ihrem Partner, der BBF.
Glück und Freude empfanden alle Gäste und Gestalter des 125jährigen Festes und stimmten am Abend, als man mit guten Tropfen anstieß, darin überein, dass es ein verdientes Glück sei.
Der Hauptteil des Tages gehörte den Referenten und Referentinnen, deren gekürz-te Vorträge als ausführliche Publikationen in einem Sammelband veröffentlicht werden sollen, der im Herbst diesen Jahres erscheinen wird. Neben der eigenständigen Publikation werden die Beiträge in ein Doppelheft der Zeitschrift "Mitteilungen und Materialien. Zeitschrift für Museum und Bildung" aufgenommen. Alle Referate wa-ren so gestaltet, dass sie für die Zuhörer zu einer kurzweiligen und unterhaltenden Form der Aneignung der Bibliotheksgeschichte wurden. Ihnen allen sei Dank: Heidemarie KEMNITZ (Humboldt-Universität zu Berlin), Christa FÖRSTER (BBF), Christa UHLIG, Johannes THOMASSEN (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Jahresberichte für deutsche Geschichte), Christian RITZI (Leiter der BBF), Ursu-la BASIKOW (BBF), Gert GEIßLER (DIPF, Forschungsstelle Berlin), Christiane GRIESE (DIPF, Forschungsstelle Berlin), Ulrich WIEGMANN (DIPF, Forschungsstelle Berlin). 
Ursula BASIKOW, Viola BÜTTNER und Christa FÖRSTER sei zusätzlich gedankt für die von ihnen konzipierte Ausstellung und für die erläuternde ortskundige Führung zu den Standorten der Lehrerbücherei in Berlin bei der Ausstellungseröffnung am Abend. Dank gebührt gleicherweise Rainer von BRAUN und Angelika DAHM-RITZI, die die Gestaltung und Ausführung der Ausstellung übernahmen. 
Durch alle Brüche und Zerstörungen deutscher Geschichte hindurch wurden die "Bibliothekseinheiten" zunächst von ehrenamtlichen und dann von professionellen engagierten Vertretern gesammelt, bibliothekarisch betreut und gerettet, wenn Rettung nötig war. Die Stationen von der Lehrerbücherei zur Forschungsbibliothek mit Chronik und veranschaulichenden Fotos können schon jetzt in einem Begleitheft zur Ausstellung nachgelesen werden.
Ein weiterer Höhepunkt des abwechslungsreich gestalteten Tages war der Mausklick mit Bildpräsentation mit dem Christian RITZI und Professor Dr. Rudolf W. KECK, Direktor des Instituts für Angewandte Erziehungswissenschaft und Allgemeine Didaktik der Universität Hildesheim, eine neue Serviceleistung der BBF "Pictura Paedagogica Online" den Benutzern übergaben. Eine Datenbank mit bildungsgeschichtlichen Abbildungen vom Mittelalter bis 1918 ermöglicht 10 000 Zugriffe auf bildungsgeschichtliche Abbildungen. 
Dank sei der Festgemeinschaft für ihre Hilfe, das Programm durchzuführen und am Ende des jeweiligen Referats durch Anfragen und Kommentare zu bereichern. Festgehalten sei die hohe Übereinstimmung am Schluss der Vorträge, dass es richtig sei, die Selbsterforschung und Präsentation der Ergebnisse entlang der schriftlichen Quellenlage zu gestalten, erwähnt seien aber auch die Stimmen, die davon gesprochen haben, sich der Darstellungen der Zeitzeugen ebenfalls zu vergewissern.
Ein Fotogeschenk des Förderkreises der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung e.V. aus der Zeit der Gründungsjahre der Lehrerbücherei zeigte unter dem Motto "Frisch, Fromm, Fröhlich, Frei" feiernde junge Lehrer. Der Idealismus der Lehrer hatte an den Anfängen der BBF gestanden. Die Balance zwischen Arbeit und Muße war zu ihrer Zeit gewiss nicht leicht zu finden und ist zu allen Zeiten zum Er-halt der Arbeitsfreude unverzichtbar. 

Für die nächsten 25 Jahre bis zum 150. Geburtstag wünschen wir viel Glück! 

Dr. Gabriele GEHLEN
(Förderkreis Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung)
 
 

Erfassungsdatum: 03. 12. 2001
Korrekturdatum: 02. 04. 2004