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Wie oben notiert erreichte
die der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung Nahestehenden
und treu Verbundenen die herzliche Einladung am 18. Mai 2001 mit zu feiern
und bei einer Tagung zu ihrer 125jährigen Geschichte, dem Start von
‚Pic-tura Paedagogica Online` und der Ausstellungseröffnung mit Dokumenten
aus den vielfältigen Lebensstationen der zweitgrößten pädagogischen
Spezialbibliothek in Europa dabei zu sein.
Der Tagungsraum im jetztigen
Stammgebäude in der Warschauer Str. 34-38 (Ber-lin-Friedrichshain)
war von Gästen in froher Stimmung gefüllt. Sie hatten recht damit,
dass umfangreiche Programm nicht zu fürchten, sondern sich wieder
auf eine besondere Leistung einzustellen und zu freuen.
Ein besonderer und lieber
Ehrengast war Frau Margarete ACHTERMEIER, die als Siebzehnjährige
von 1939 bis 1941 mit Katalogisierungsarbeiten in der Lehrerbücherei
betraut war.
Seit 1997 war durch eine
Arbeitsgruppe an der angemessenen Präsentation der Verdienste um die
Bibliothek von ihren Anfängen bis zur Neugründung als Bibliothek
für Bildungsgeschichtliche Forschung im Jahr 1992 gearbeitet worden.
Ihre Er-gebnisse vereinigten neun Referenten und Referentinnen zu einem
historischen Längsschnitt, der keine Langeweile aufkommen ließ.
Zunächst aber galt
es am Anfang der Tagung, sich der gegenseitigen Beziehungen zu vergewissern.
So wie jedes große Familienfest die Feiernden veranlasst, sich zu
fragen, wie man denn mit einander verwandt sei, hatten auch bei unserem
Fest schon im Vorfeld Überlegungen stattgefunden, wie man die Verwandtschaftsbeziehungen
in Grußworten transparent machen könnte. Herr Prof. Dr. Lutz
ECKENSBERGER, Di-rektor des Deutschen Instituts für Internationale
Pädagogische Forschung, nannte die BBF die liebe Tochter, die zwar
keine natürliche sei und sein könne, da sie zweiundeinhalbmal
so alt sei wie die Mutter, aber doch eine kulturelle. Da, wie jedem zeit-weise
schmerzhaft aus seiner eigenen Sozialisation bekannt, Verwandtschaftsbeziehungen
auch drückend sein können, bestimmte er das Verhältnis zwischen
Tochter und Mutter als "Balance zwischen Bindung und Autonomie". Das Bindungsbedürf-nis
bei Ressourcen sei eher hoch, hingegen sei es bei Autonomiebestrebungen,
bei der Profilbildung eher gering. Kurz, es scheint sich um den Idealfall
einer familiären Bindung und Beziehung zu handeln.
Professor Dr. Ingrid GOGOLIN,
Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft,
sprach von "innigen Freundschaftsbeziehungen" zwischen einer "kleineren
und älteren Freundin", die man mit Respekt grüße. Sie hatte
daran gedacht, dass zu einem Geburtstag ein Geschenk gehört und Christian
RITZI, dem Leiter der BBF, für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
einen prächtigen schokoladenen Maikäfer überreicht, der
nachdrücklich den Tagungsverlauf lang daran erinnerte, dass man zu
einer Geburtstagsfeier zusammen gekommen war.
Professor Dr. Uwe SANDFUCHS,
Vorsitzender der Sektion Historische Bildungsforschung in der Deutschen
Gesellschaft für Erziehungswissenschaft, erinnerte an moderne Lebensproblematiken
bei der Partnersuche, mancher habe Pech lebenslang, andere hätten
unverdient Glück, wie die Sektion mit ihrem Partner, der BBF.
Glück und Freude empfanden
alle Gäste und Gestalter des 125jährigen Festes und stimmten
am Abend, als man mit guten Tropfen anstieß, darin überein,
dass es ein verdientes Glück sei.
Der Hauptteil des Tages
gehörte den Referenten und Referentinnen, deren gekürz-te Vorträge
als ausführliche Publikationen in einem Sammelband veröffentlicht
werden sollen, der im Herbst diesen Jahres erscheinen wird. Neben der eigenständigen
Publikation werden die Beiträge in ein Doppelheft der Zeitschrift
"Mitteilungen und Materialien. Zeitschrift für Museum und Bildung"
aufgenommen. Alle Referate wa-ren so gestaltet, dass sie für die Zuhörer
zu einer kurzweiligen und unterhaltenden Form der Aneignung der Bibliotheksgeschichte
wurden. Ihnen allen sei Dank: Heidemarie KEMNITZ (Humboldt-Universität
zu Berlin), Christa FÖRSTER (BBF), Christa UHLIG, Johannes THOMASSEN
(Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Jahresberichte für
deutsche Geschichte), Christian RITZI (Leiter der BBF), Ursu-la BASIKOW
(BBF), Gert GEIßLER (DIPF, Forschungsstelle Berlin), Christiane GRIESE
(DIPF, Forschungsstelle Berlin), Ulrich WIEGMANN (DIPF, Forschungsstelle
Berlin).
Ursula BASIKOW, Viola BÜTTNER
und Christa FÖRSTER sei zusätzlich gedankt für die von ihnen
konzipierte Ausstellung und für die erläuternde ortskundige Führung
zu den Standorten der Lehrerbücherei in Berlin bei der Ausstellungseröffnung
am Abend. Dank gebührt gleicherweise Rainer von BRAUN und Angelika
DAHM-RITZI, die die Gestaltung und Ausführung der Ausstellung übernahmen.
Durch alle Brüche und
Zerstörungen deutscher Geschichte hindurch wurden die "Bibliothekseinheiten"
zunächst von ehrenamtlichen und dann von professionellen engagierten
Vertretern gesammelt, bibliothekarisch betreut und gerettet, wenn Rettung
nötig war. Die Stationen von der Lehrerbücherei zur Forschungsbibliothek
mit Chronik und veranschaulichenden Fotos können schon jetzt in einem
Begleitheft zur Ausstellung nachgelesen werden.
Ein weiterer Höhepunkt
des abwechslungsreich gestalteten Tages war der Mausklick mit Bildpräsentation
mit dem Christian RITZI und Professor Dr. Rudolf W. KECK, Direktor des
Instituts für Angewandte Erziehungswissenschaft und Allgemeine Didaktik
der Universität Hildesheim, eine neue Serviceleistung der BBF "Pictura
Paedagogica Online" den Benutzern übergaben. Eine Datenbank mit bildungsgeschichtlichen
Abbildungen vom Mittelalter bis 1918 ermöglicht 10 000 Zugriffe auf
bildungsgeschichtliche Abbildungen.
Dank sei der Festgemeinschaft
für ihre Hilfe, das Programm durchzuführen und am Ende des jeweiligen
Referats durch Anfragen und Kommentare zu bereichern. Festgehalten sei
die hohe Übereinstimmung am Schluss der Vorträge, dass es richtig
sei, die Selbsterforschung und Präsentation der Ergebnisse entlang
der schriftlichen Quellenlage zu gestalten, erwähnt seien aber auch
die Stimmen, die davon gesprochen haben, sich der Darstellungen der Zeitzeugen
ebenfalls zu vergewissern.
Ein Fotogeschenk des Förderkreises
der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung e.V. aus der Zeit
der Gründungsjahre der Lehrerbücherei zeigte unter dem Motto
"Frisch, Fromm, Fröhlich, Frei" feiernde junge Lehrer. Der Idealismus
der Lehrer hatte an den Anfängen der BBF gestanden. Die Balance zwischen
Arbeit und Muße war zu ihrer Zeit gewiss nicht leicht zu finden und
ist zu allen Zeiten zum Er-halt der Arbeitsfreude unverzichtbar.
Für die nächsten
25 Jahre bis zum 150. Geburtstag wünschen wir viel Glück!
Dr. Gabriele GEHLEN
(Förderkreis Bibliothek
für Bildungsgeschichtliche Forschung)
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