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HBO Datenbank - Bericht

Autor: Scholz, Joachim
Titel: Forum junger Bildungshistoriker
Erscheinungsjahr: 2002
Text des Beitrages:

 
Zum dritten Mal in Folge hieß die Berliner Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung die nunmehr seit fünf Jahren bestehende Nachwuchstagung der Sektion Historische Bildungsforschung in ihren Räumen willkommen, und auch in diesem Jahr gab es für die Teilnehmer wenig zu verlieren und viel zu gewinnen. Damit sei nicht nur auf den erstmals vergebenen Nachwuchspreis des Julius-Klinkhardt-Verlages hingewiesen, sondern in erster Linie die bewährte Rahmung der Veranstaltung hervorgehoben, die der Tagung schon in der Vergangenheit große Anerkennung eingebracht hat (vgl. den Bericht von Andreas KRAAS im Rundbrief 1/2001). Jörg-W. LINK, der die Nachwuchstagung wieder organisiert hatte und gemeinsam mit Heidemarie KEMNITZ und Gisela MILLER-KIPP moderierte, begrüßte mit Herrn RÜBSAAT vom NDR und Andreas KLINKHARDT unter den Anwesenden auch Vertreter der außeruniversitären Öffentlichkeit und hob das gestiegene Interesse an der Tagung hervor. Derart eingestimmt, konnten dann die folgenden acht Referate gehört und diskutiert werden:
Knut ENGELER (Oldenburg): Untersuchungen zur Praxis des Geschichtsunterrichts an höheren Schulen Deutschlands (1918-1933); Florian BERNSTORFF (Flensburg): Evolutionstheorien und pädagogisches Denken; Andreas LEHMANN-WERMSER (Hannover): Musikunterricht im Freistaat Braunschweig 1928-1938; Corinna M. DARTENNE (Lüneburg): Lange Wellen im Bildungs- und Wirtschaftswachstum – ein Vergleich; Ruth HEINRICHS (Düsseldorf): Jüdische Volksschulen im Regierungsbezirk Düsseldorf 1820-1942; Daniel WRANA (Giessen): Erwachsenenbildung und/oder/durch den Nationalsozialismus. Aspekte einer historischen Diskursanalyse; Ingo ESER (Berlin): Schule im ‚Volkstumskampf’. Das Schulwesen der deutschen Minderheit in Polen 1918-1939 und Anke KLARE (Potsdam): Die deutschen Heimschulen 1941-1945.
Mit Ausnahme des Lehrforschungsprojektes, über welches Daniel WRANA berichtete, handelte es sich bei allen Beiträgen um Dissertationsvorhaben in verschiedensten Stufen der Bearbeitung. Die ersten Vorträge waren Referenten (ENGELER, BERNSTORFF) vorbehalten, die bereits im Vorjahr über ihre Arbeiten berichtet hatten. Beide betonten, dass ihnen die im letzten Jahr erhaltenen Ratschläge vor allem hinsichtlich der sinnvollen Begrenzung der Fragestellung, der Quellenwahl, aber auch des zu bearbeitenden Zeitraums und Untersuchungsgebietes von Nutzen waren. Da von vornherein neben inhaltlichen auch arbeitstechnische Probleme thematisiert wurden, herrschte ein produktives Klima, das der Sitzung auch im weiteren Verlauf erhalten blieb. Dabei sorgte die große Varianz der Themen, Fragestellungen und forschungsmethodischen Ansätze für einen spannungsreichen Diskussionsverlauf. Den zum Teil neuen und ungewöhnlichen Methoden der Datenerhebung, -auswertung und -interpretation (LEHMANN-WERMSER, DARTENNE, WRANA) war eine rege Be-sprechung garantiert, mit großem Interesse wurde jeweils auch die zur Grundlage der Arbeiten genommene Quellenauswahl aufgenommen und wo möglich sachkundig ergänzt bzw. begrenzt.
Dass die erschlossene Quellengrundlage eines bildungshistorischen Projektes für den Erfolg einer Arbeit von großer Bedeutung ist, bewies die anlässlich der Nachwuchstagung mit dem Julius-Klinkhardt-Preis prämierte Arbeit von Gabriele KREMER „Am Ende der Erziehungsweisheit. Die pädagogisch-psychiatrische Behandlung ‚psychopathischer’ Fürsorgezöglinge in der Weimarer Republik am Beispiel des Heimes für weibliche Psychopathen in Hadamer“. Zuversichtslos sei sie am Beginn ihrer Arbeit zunächst mit einer Fülle von Insassenakten konfrontiert gewesen, so Gabriele KREMER. „Die Kisten“ erwiesen sich mit der Zeit indessen als einmaliger Aktenbestand, dessen vorbildliche Auswertung ausschlaggebend für die Prämierung war.
Neben der Gelegenheit zur Präsentation des eigenen Projektes erhielten die Teilnehmenden auch auf der diesjährigen Nachwuchstagung wiederholt wertvolle „technische“ Hinweise und Hilfestellungen. Darüber hinaus bestand selbstverständlich die Möglichkeit zum gegenseitigen Austausch über einen tendenziell einsamen Arbeitsprozess. So konnten viele Gespräche wie gewohnt auch nach dem Ende der Sitzung in geselligem Kreis fortgesetzt werden. In Zukunft soll die Nachwuchstagung in zweijährigem Turnus abgehalten werden, und zwar immer im September des Jahres, in dem die Sektion Historische Bildungsforschung nicht tagt.

Erfassungsdatum: 20. 12. 2002
Korrekturdatum: 02. 04. 2004